Alles Liebe für 2018! Vor allem auch Gesundheit, Zufriedenheit und viele wunderschöne, erfüllende Momente!
Eine wunderschöne Geschichte – lesenswert und lebenswert!
Autor unbekannt
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt
und erklärte, dass er das schönste Herz weit und breit habe. Sofort war er von einer Menschentraube umringt, die ihn zunächst betrachtete, danach bestaunte, denn sein Herz war tatsächlich perfekt.
Es gab keinen Fleck, keine Falte und schon gar keine Fehler. Alle gaben ihm Recht. Ja, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war glücklich und auch ein bisschen stolz über sein einzigartiges Herz. Unter den Zuschauern war auch ein alter Mann, den bis dahin keiner wahrgenommen hatte. Als sich die Bewunderung ein wenig gelegt hatte, löste er sich aus der Menge und trat zu dem jungen Mann: „Bist du dir sicher, dass dein Herz wirklich das schönste ist, das es gibt?“
Die Menschenmenge und der junge Mann waren von dieser scheinbar unsinnigen Frage völlig überrascht. Neugierig schauten sie alle auf das Herz des alten Mannes.
Es schlug kräftig, aber es war auch voller Narben. An einigen Stellen fehlten ein paar Stücke, die scheinbar entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Vor allem passten sie nicht richtig und deshalb gab es einige ziemlich ausgefranste Ecken. Ausserdem sah man überall tiefe Furchen, und zwar genau da, wo ganze Teile des Herzens fehlten.
Die Leute waren irritiert. „Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner?“, dachten viele von ihnen, die das alte, vernarbte und ausgefranste Herz sahen.
Besonders aufmerksam betrachtete natürlich der junge Mann das Herz des alten Mannes. Doch als er dessen Zustand erkannte, lachte er einfach laut auf: „Du musst scherzen“, dein Herz mit meinem zu vergleichen!“
Und weiter sagte er: „Meines ist perfekt, und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“
Ruhig antwortete ihm daraufhin der alte Mann: „Du hast Recht, dein Herz sieht tatsächlich perfekt aus. Dennoch würde ich niemals mit dir tauschen.“
Das weckte das Interesse der Zuhörer und die Neugier des jungen Mannes. Gespannt hörten sie zu, als der alte Mann weitersprach: „Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich nehme ein Stück meines Herzens und schenke es ihm.“ Ganz ruhig erzählte er weiter: „Oft geben sie mir auch ein Stück ihres Herzens zurück. Das ist schön, denn dann werden die leeren Stellen meines Herzens gefüllt. Doch diese Stücke sind nicht immer gleich – deswegen die rauen Kanten“, erklärte er mit warmer Stimme. „Sie sind mir besonders wichtig, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.“ Plötzlich waren alle Zuschauer ganz still und hörten gespannt zu.
„Manchmal habe ich auch einen Teil meines Herzens verschenkt, ohne dass mir dafür ein Stück zurückgegeben wurde. Das sind die tiefen und leeren Furchen. Liebe geben geschieht ja ohne Absicht und ohne Berechnung und bedeutet oft auch, ein Risiko einzugehen. Doch auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind und sich nicht mehr richtig schließen, erinnern sie mich doch and die Liebe, die ich für diesen Menschen empfinde.
Ausserdem halten sie die Hoffnung in mir lebendig, dass sie eines Tages zurückkehren und den leeren Platz ausfüllen werden.“
Der alte Mann sah dem Jungen ins Gesicht: „Vielleicht denkst du noch einmal drüber nach, was die Schönheit eines Herzens ausmacht…!“
Der war ganz still geworden, und ein paar Tränen liefen über sein Gesicht. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten, jungen und schönen Herzen und nahm ein Stück davon. Mit zitternden Händen reichte er es dem alten Mann. Dieser nahm das Geschenk mit einer dankbaren Geste entgegen. Dann füllte er die Wunde des jungen Mannes mit einem Stück seines eigenen, alten, vernarbten Herzens. Es passte nicht perfekt, denn es hatte ausgefranste Ränder…
Der junge Mann sah sein Herz an: Nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, weil er die Liebe des alten Mannes spürte, die in sein Herz floss. Dann umarmten sie sich und gingen weg. Seite an Seite.
Clemens Brentano
Achtsamkeit